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Trotz "blanker" Bedenken für Sie da!
Deutschland sei „gut vorbereitet“, hieß es im Februar. Doch schnell waren Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und Einmal-Masken weitgehend aufgebraucht. Trotz ihrer Bedenken, sich selbst und ihre Patientinnen und Patienten nur ungenügend vor einer Ansteckung mit dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) schützen zu können, versorgen Hausärztinnen und Hausärzte samt ihren Praxisteams bundesweit die Menschen weiter.
Mit der spektakulären Aktion „Blanke Bedenken“ macht eine Gruppe von Hausärztinnen und Hausärzten aus ganz Deutschland jetzt auf ihre Schwierigkeiten aufmerksam, um die hausärztliche Betreuung während der Corona-Pandemie zu verbessern. Auf www.blankebedenken.org zeigen sich die Allgemeinmediziner nackt in ihren Praxen. Über das Kontaktformular der Webseite können sich weitere Interessierte aus Hausarztpraxen melden, wenn sie sich an der Aktion beteiligen wollen.
„Die Nacktheit soll symbolisieren, dass wir ohne Schutz verletzlich sind“, so Hausarzt Ruben Bernau, der mit seinem Praxisteam nach wie vor nur unzureichend über Schutzausrüstung verfügt, da der Markt einfach leer gekauft ist. Hausarzt Dr. Christian Rechtenwald ergänzt: „Inspiriert wurden wir von dem französischen Arzt Alain Colombié, der sich nackt in seiner Praxis fotografiert und als „Kanonenfutter“ bezeichnet hat. Ein Bild sagt mehr als viele Worte!“
„Wir wollen und müssen unsere Patienten weiter gut versorgen, gerade diejenigen, die nicht auf eine persönliche Untersuchung durch uns Ärzte verzichten können“, betont Hausärztin Dr. Jana Husemann. „Dazu zählen sowohl solche mit chronischen Krankheiten, akuten Wunden oder Pflegebedürftige, aber natürlich auch die Menschen, die aufgrund einer Corona-Erkrankung (CoViD-19) unsere Hilfe benötigen.“
Erleichtert sind die Ärztinnen und Ärzte, dass die Ausnahmeregelung zur telefonischen Feststellung einer Arbeitsunfähigkeit bei Atemwegsinfekten nach massivem Protest der Ärzteschaft doch verlängert wurde. Sie kritisieren aber gleichzeitig: „Die Verlängerung dauert nur bis 4. Mai, das ist viel zu kurz. Anfang Mai ist die Pandemie noch lange nicht vorbei. Warum sollten wir potentiell infektiöse Patientinnen und Patienten, denen es gut genug geht, dass sie eigentlich keinen ärztlichen Rat brauchen, in der Praxis untersuchen? Dort treffen sie auf teilweise ältere oder chronisch kranke Patientinnen und Patienten, aber auch Praxis-Teams. Unnötige Ansteckungen sind zu befürchten“, so Moritz Eckert.
Eine persönliche Untersuchung ist auch deswegen nicht zwingend bei jedem mit Infekt sinnvoll, weil die Beschwerden einer Coronainfektion einer Erkältung ähneln. Unterscheiden lässt sich dies nur durch einen PCR-Test, aber nicht anhand einer körperlichen Untersuchung oder eines Antikörper-Tests, so Dr. Hannes Blankenfeld.
Dass die Bedenken der Ärztinnen und Ärzte nicht unbegründet sind, zeigen Untersuchungen aus Frankreich und Italien. Diese haben teils hohe Erkrankungsraten und auch Todesfälle insbesondere unter den Hausärztinnen und Hausärzten beschrieben*. Ganz abgesehen davon fällt die Praxis bei Infektionen des Teams für die hausärztliche Versorgung der Menschen zunächst aus.
Wichtig ist es den Initiatoren, dass sie mitgestalten wollen. Sie sehen sich als Expertinnen und Experten für die ambulante Betreuung – in der Praxis, zu Hause und im Heim.
„Ein sinnvoller Pandemie-Plan muss unbedingt die Expertise und Erfahrung von Hausärztinnen und Hausärzten mit einfließen lassen“, bekräftigt Dr. Sandra Blumenthal und verweist auf die Petition „WIR SIND DA. AUCH IN DER KRISE. WENN MAN UNS LÄSST. IHRE HAUSÄRZT/INNEN. #HAUSÄRZTINNENSINDDA“ .
Bei Fragen wenden Sie sich an: [email protected]
Twitter: #blankebedenken und @blankebedenken
*Quellen:
Fiorino G, Colombo M, Natale C, et al. Clinician Education and Adoption of Preventive Measures for COVID-19: A Survey of a Convenience Sample of General Practitioners in Lombardy, Italy. Ann Intern Med. 2020; [Epub ahead of print 15 April 2020]. doi: https://doi.org/10.7326/M20-1447
Quelle Italien: https://portale.fnomceo.it/elenco-dei-medici-caduti-nel-corso-dellepidemia-di-covid-19/ Stand heute 142 Ärztinnen/Ärzte, davon 42 Hausärzte